Alles ist gut – oder doch nicht? Warum Selbstverteidigung sinnvoll ist
Liebe Leser,
aus der Presse entnehmen wir: Die Kriminalität ist um 10% gesunken in Deutschland, eigentlich geht es uns so gut wie nie zuvor. Wozu dann Selbstverteidigung?
Schaut man genauer hin, so liest man, dass die Zahl der registrierten Straftaten gesunken ist, also nicht der tatsächlichen Vergehen. Betrachtet man die Lage z.B. in Berlin an (siehe auch dieser Artikel im Focus oder auch hier oder hier), so wird klar: Nicht alles, was passiert, wird auch registriert oder bearbeitet. In Bremen liegen 10.000 Fälle auf Eis, die nicht in die Statistik einfließen. Realität und Statistik fallen hier also auseinander. Zudem scheint es wahrscheinlich, dass wir gar nicht alles erfahren, was passiert. Die Frage ist: Wie oft und in welchen Bundesländern und bei welchen Straftaten fallen Dinge noch unter den Tisch?
Zudem: Ist es legitim, einen Rückgang der Einbrüche mit einem Ansteigen der Vergewaltigungen zu verrechnen? Ich will an dieser Stelle nicht zu tief in das Thema einsteigen, wer sich differenzierter mit der Thematik Kriminalität auseinandersetzen will, findet am Ende des Beitrages noch weitere Quellen.
Und außerdem: Wird alles zur Anzeige gebracht von den Opfern? Ein Beispiel: Ich selbst wurde vor vielen vielen Jahren Opfer von Gewalt. Die Polizei war damals zu Teilen wenig hilfsbereit, ich verbrachte Teile der Nacht im Krankenhaus und erstattete am nächsten Tag Anzeige. Man sagte mir gleich „das würde nichts bringen“. Irgendwann kam ein Brief, das Verfahren wäre eingestellt.
Frage: Würde ich heute danach wieder zur Polizei gehen und mir die Zeit ans Bein binden? Was ist mit Frauen, die sexuell belästigt wurden? Hält Scham diese Frauen ggf. davon ab, sich zu melden? Laut dieser Quelle melden nur 15% der Opfer sexueller Gewalt die Tat. Fragen über Fragen.
Zudem erscheint dieser Rückgang mir rein statistisch fragwürdig. Aufgrund von starker Zuwanderung die letzten Jahre steigt die Bevölkerung netto an. Nehmen wir Folgendes an: Wenn die Zugewanderten genauso kriminell sind, wie die Einheimischen, so muss es doch insgesamt zu einer Erhöhung der absoluten Zahlen kommen (da ja mehr Menschen vorhanden sind). Wie kommt es dann zu einem absoluten Rückgang der Zahlen um signifikante 10%?
Liest man die Lokalteile der Zeitungen, so registriert man unzählige Messerattacken, Schlägereien (ein weiteres willkürliches Beispiel hier), Angriffe auf Rettungskräfte (z.B. hier und der neuste Fall hier) oder Schlimmeres. Lehrer müssen mit Gewalt durch Schüler rechnen (auch hier). Aber auch Schüler sind betroffen.
Besonders die Gewalt gegen Frauen hat meiner Ansicht nach ein neues Niveau erreicht (wie z.B. „Köln“ gezeigt hat, oder „Schutzzelte für Frauen“, oder auch die letzten Morde z.B. in Hamburg). Selbst Terror hat in unseren Alltag Einzug gehalten: Betonpoller und Polizisten schmücken unsere Märkte. Die Terrorgefahr durch Einzeltäter ist hoch.
Dieses Gefühl der gestiegenen Unsicherheit ist scheinbar nicht nur mir zu Eigen. Pfefferspray (selbst im Discounter erhältlich!) und Taschenalarme und andere Selbstverteidigungsartefakte finden Eingang in die Taschen vieler Menschen. Kleine Waffenscheine werden von Menschen beantragt, denen ich es nie zugetraut hätte.
Ich glaube nicht, dass wir uns alle kollektiv einbilden, dass die Zustände schlimmer geworden sind. Natürlich müssen wir differenziert aufschlüsseln, welche Straftaten durch wen wie oft stattfinden, keine Frage. Dennoch: Sich hier zu wappnen, scheint mir daher angebracht.
Ich höre öfter: „Also mir ist noch nie etwas passiert.“ Aber ist das eine Begründung? Muss erst mir selbst etwas Schreckliches geschehen, bis ich reagiere? Und ist es dann vielleicht zu spät?
Nicht allem kann man mit Selbstverteidigung begegnen. Doch Einigem. Selbst wenn nie etwas passiert, so schule ich Körper und Geist durch das Training und entwickle Nervenstärke und Selbstbewußtsein. Ich stelle mich auf jeden Fall besser.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
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